1963 haben drei Brüder in München eine Firma zur Fabrikation von Modell-Eisenbahnen gegründet, die Firma Gebr. Egger. Einige der Leser dieser Seiten kennen noch die Egger-Bahn, die an der Nürnberger Spielwarenmesse 1963 zum ersten Mal vorgestellt wurde. Nach dem frühen Ausstieg eines der drei Geschwister wurde das Unternehmen durch den Techniker Diplom-Ingenieur Theodor Egger und den Kaufmann Johann Egger geführt. Die Modelle der Gebrüder Egger waren für diese Zeit sehr detailliert und fanden grossen Anklang.
Die Nachfrage stieg und die Gebrüder Egger mussten die Produktionskapazität steigern. Dafür brauchte es zusätzliches Kapital, neue Kapitalgeber mussten gesucht werden. Dies führte zum Einstieg von branchenfremden Teilhabern, die das nötige Geld hatten. Leider nahmen diese neuen Teilhaber grossen Einfluss auf die Produktepalette. Es gab Meinungsverschiedenheiten zwischen den qualitätsbewussten Firmengründern und den auf Profit bedachten Geldgebern. Die unterschiedlichen technischen und wirtschaftlichen Auffassungen der Inhaber waren kaum mehr unter einen Nenner zu bringen und die Firmengründer schieden aus dem eigenen Unternehmen aus. Schon Ende 1967 wurde die Produktion eingestellt und die Halbfabrikate, Werkzeuge, usw. wurden an den Modelleisenbahnhersteller Jouef verkauft. Jouef produzierte dann noch kurze Zeit ein kleines Sortiment der Egger-Bahn weiter.
Der unter unschönen Begleitumständen aus seiner Firma gedrängte Konstrukteur, Diplom-Ingenieur Theodor Egger, machte dann aber später noch einmal von sich reden. Theo Egger war einerseits begeisterter Modellbahner und andererseits hatte er auch ein grosses Interesse an Schiffen. Nach dem Ausscheiden aus der Firma wollte Theodor Egger weiterhin im Spielwarenbusiness bleiben. Ende der sechziger Jahre entstanden so die Egger-Schiffe.
Theodor Egger, 12. August 1926 - 19. Dezember 2007
An der Spielwarenmesse Nürnberg 1969 wurden im N-Massstab 1:160 von Theodor Egger 2 Schiffe vorgestellt. Beim einen Schiff handelte es sich um einen Heckraddampfer nach einem echten deutschen Vorbild. Das zweite Schiff war ein Prototyp eines kleinen Frachters. Das Besondere an den Schiffen war, dass diese richtig schwimmen konnten und mittels zweier horizontal und vertikal beweglicher Lenker in transparenten Plexiglas-Leitschienen (gerade und gebogene) geführt wurden. Für den Antrieb sorgte ein kleiner Elektromotor, der seine Spannung aus zwei Akkus, in wasserdichtem Gehäuse, erhielt. Die beiden Akkumulatoren hatten genug Energie für 10 Stunden Fahrzeit. Dazu gab es ein ebenfalls wasserdichtes Ladegerät. Betrieben werden konnte das Ganze in einem Kunststoffbassin oder einem selbstgebauten wasserdichten Bassin.
Auch hat Egger dazu diverses Zubehör hergestellt bzw. angekündigt, beispielsweise schwimmende Seezeichen in verschiedenen Ausführungen, Festmachertonnen, Leuchttürme, usw. Dann sollte es elektrische Weichen und Schaltschienen (mit dem Antrieb unter Wasser) geben. Mit dieser Schaltschiene hätte dann ein Schiff anhalten, anlegen, rückwärtsfahren, usw. können. Als weiteres Schiff war ein Schlepper mit Lastkahn vorgesehen. Auch war beabsichtigt, neben den N-Schiffen auch Schiffe im H0-Massstab herauszubringen.
Leider hatte Theo Egger den Markt für diese Schiffe falsch eingeschätzt. Trotz dieser technischen Raffinessen blieb den Schiffen der grosse Durchbruch leider versagt.
Bereits an der Spielwarenmesse Nürnberg von 1971 tauchte dann der Heckraddampfer aber doch wieder auf. Die Firma von Marcel Roskopf hatte nämlich jetzt den Vertrieb dieses Schiffes übernommen. Das Modell kam zwar jetzt ohne Antrieb und Leitschienen auf den Markt, war aber sonst fast unverändert. Der Bausatz (das Modell wurde nur im Bausatz ausgeliefert) enthält über 240 Einzelteile, die in den jeweiligen Farbtönen gespritzt sind, so dass jede weitere Bemalung entfällt. Das Schiff kostete anno 1971 DM 27.50.
Das Schiff TE S2 B (TE für Theodor Egger, S2 für Schiff Nr. 2 und B für Bausatz) wurde von der KVG Kunststoffverarbeitung Grafing, Rudi Preuss, Wiesham bei München hergestellt. Die Entwicklung / Konstruktion und die Rechte blieben bei Theo Egger und Roskopf hatte den Alleinvertrieb übernommen. Das Vorbild des Modells wurde von der Schlosswerft R. Holtz in Harburg in zwei Ausführungen gebaut. Das eine Schiff stand im Dienst der Reederei Schlubach, Thiemer u. Co. Hamburg, das andere Schiff lief auf dem Rio Magdalena in Kolumbien. Das Modell kann daher entweder als deutscher Raddampfer „Roland“ gebaut werden oder als Raddampfer „Rio Magdalena“. Die entsprechenden Beschriftungen, Wappen, usw. liegen für beide Varianten bei.
Wahrscheinlich war dieses Schiff das einzige, welches in Serie produziert wurde. Es gab aber diverse Prototypen anderer Schiffe. Ob es noch ein weiteres Modell oder sogar weitere Modelle in Serie gab, konnte ich bis heute nicht herausfinden. Da aber nirgends Unterlagen, Fotos oder Berichte vorhanden sind, bezweifle ich, dass es mehr als den Schaufelraddampfer als Serienmodell gab.
Bei Interesse sind weitere Angaben über die Egger-Bahn und über das Elektronik-Experimentiersystem Lectron unter den folgenden Links zu finden:
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