Marcel Roskopf und seine Firma

Marcel Roskopf wurde 1928 geboren und lebte als Kind in Berlin. Er war ein waschechter Preusse mit masurischer Grossmutter. Schon früh kam er in den Kontakt mit Wiking-Schiffsmodellen, die ihn faszinierten. Sein Taschengeld hat er für diese Wiking-Modelle ausgegeben, aber während eines Luftangriffes (2. Weltkrieg) auf Berlin wurde seine kleine, erste Sammlung zerstört.

 

Nach dem Krieg studierte Marcel Roskopf Geschichte und Politologie. Nach dem Studium trat er in Berlin in den Staatsdienst ein und arbeitete als Diplom-Politologe acht Jahre lang in der Berliner Landesregierung. Seine Arbeit führte ihn auch in den diplomatischen Dienst in Frankreich, wo er seine zukünftige Frau kennen lernte. Er interessierte sich mehr und mehr für Modellautos, aber auch für Technik, Geschichte, Kunst und Musik. Mittlerweile hatte er sich wieder eine schöne und grosse Wiking-Sammlung zugelegt. 1955 dann gestaltete er eine Serie von Modellautos - den Grundstein zu Roskopf Miniaturmodelle.

 

Marcel Roskopf wollte aber nicht Konkurrent von Wiking werden. Aus diesem Grund begann er Militär-modelle nach dem Vorbild der Bundeswehr im Massstab 1:100 zu produzieren. Diese Serie wurde ein grosser Erfolg. Zeitgleich hatte er auch damit begonnen, Pferdegespanne und Baugeräte zu produzieren.

 

1958 zog Roskopf mit seiner Firma nach Traunreut in Bayern um. Dort konnte er neue Lager- und Versandräumlichkeiten beziehen.

 

1964 bezog Roskopf die neuen Geschäftsräume in Traunstein / Oberbayern. Diese waren in sein Einfamilienhaus integriert. Von hier aus gehen die Roskopf-Produkte in die ganze Welt hinaus. Über einen Partner gelangen so Roskopf-Modelle auch nach Nordamerika. Mit Preiser kommt es ebenfalls mehrfach zu einer Zusammenarbeit und auch Brekina und Praline werden mit Sattelaufliegern bedient.

 

Marcel Roskopf
Marcel Roskopf

Leider litt Marcel Roskopf an Morbus Bechterew (eine chronisch entzündliche rheumatische Erkrankung mit Schmerzen und Versteifung von Gelenken). Zwischen 1979 und 1981 musste sich Marcel Roskopf verschiedenen, zum Teil schweren Operationen unterziehen, u.a. 1981 im Bürgerspital Basel. Während seiner Genesung sah er in Basel die ihm bis dahin unbekannten Saurer und Berna vorbei fahren. Die Lastwagen gefielen ihm und inspirierten ihn, Modelle dieser LKW's zu produzieren.

 

1982 begann daher eine neue Ära bei Roskopf. Marcel Roskopf hatte sich nach gründlicher Markt-analyse für die Schweizer Saurer-Modelle entschieden. Und so erschienen die ersten zivilen LKW's - eine Serie mit Modellen der Saurer-Lastwagen im Massstab 1:87. Das Angebot wurde nun laufend erweitert. Es kamen dann Lastwagen deutscher und französischer Marken dazu. Da seine Frau eine Französin war, hatte er auch einen Bezug zu Frankreich und die Renault und Berliet wurden ins Programm aufgenommen. 1987 umfasste das Lieferprogramm ca. 160 Artikel. Vielfach wurde von einem Fahrzeug eine halbe Million Stück produziert, so gross war die Nachfrage und der Erfolg. 1988 wurde die Nostalgie-Serie lanciert. Diese Modelle aus den Zwanziger- und Dreissigerjahren waren ebenfalls ein sehr grosser Erfolg.

 

Ungefähr im Jahr 1990 wurde entschieden, die Firma aus gesundheitlichen Gründen zu verkaufen. Nach einem schweren Unfall vor einigen Jahren und wegen den immer grösseren Einschränkungen durch seine Krankheit hatte sich Marcel Roskopf bereits teilweise aus der Geschäftsleitung zurück gezogen und seine Frau führte dann das Unternehmen. Nun musste ein geeigneter Käufer gefunden werden. Preiser hatte Interesse, die Formen von Roskopf aufzukaufen, da Roskopf und Paul Preiser gute Freunde waren. Preiser hatte anscheinend auch ein sehr gutes Angebot gemacht. Der Verkauf an Preiser wäre demzufolge naheliegend gewesen. Marcel Roskopf hatte sich aber dann anders entschieden, da er früher viel Kontakt mit Friedrich Peltzer, dem Gründer von Wiking, hatte.

 

1991 wurde die neue Roskopf GmbH gegründet. Das neue Roskopf-Logo und die Neu-Nummerierung wurden eingeführt. Die GmbH wurde dann zuerst als Tochterfirma der Sieper-Werke noch sehr eigenständig geführt. Marcel Roskopf war anfangs zusammen mit seiner Frau noch eine Art Geschäftsführer. Zu diesem Zeitpunkt waren aber dann nur noch Personen aus der Familie Sieper Gesellschafter. Komischerweise wird, gem. Angaben von Wiking, die Übernahme offiziell erst auf 1994 genannt. Aber bereits am 24.01.1991 wurde die Firma Roskopf Miniaturmodelle Marcel Roskopf Haslach gelöscht. An der Spielwarenmesse 1991 gab es einen Gemeinschaftsstand von Roskopf und Wiking. Spätestens 1993 wurden die Geschäfte dann definitiv an Wiking übergeben. Dass sich Roskopf für Sieper/Wiking entschieden hat, war der Umstand, dass er zu Friedrich Peltzer einen freundschaftlichen Draht hatte und dachte, dass seine Modelle unter dem Label Wiking besser aufgehoben wären. Roskopf war wahrscheinlich auch davon ausgegangen, dass mit seinem Erbe respektvoll umgegangen würde, so wie mit jenem von Wiking-Gründer Peltzer (Sieper hat Wiking 1984 übernommen). Die Entscheidung für Sieper hatte einen weiteren Grund - den Firmenstandort und die Mitarbeiter weiterhin zu behalten und sein Programm weiterhin zu pflegen. Aber nach der Übernahme wurde die Herstellung der meisten Modellen umgehend eingestellt. Roskopf war entsprechend sehr enttäuscht von Sieper/Wiking. Wahrscheinlich wurde durch den Kauf von Roskopf lediglich ein lästiger Konkurrent vom Markt genommen. Sieper hatte ja nicht einmal versucht, durch die Spritzformen von Roskopf zumindest den Kaufpreis wieder einzunehmen. Daher die Vermutung, dass Sieper die Roskopf-Formen (ausser den Formen für die Saurer) nur gekauft hatte, um diese umgehend verschwinden zu lassen. Nur die Nostalgie-Serie und einige ausgesuchte Modelle wurden 1994 unter dem Roskopf-Logo in den Wikingkatalog aufgenommen. Modelle der Nostalgie-Serie waren bis 1999 noch in den Wiking-Katalogen zu finden. Dann verschwanden auch die letzten originalen Roskopfmodelle definitiv aus dem Programm von Wiking.

 

Marcel Roskopf verstarb im Alter von 74 Jahren am 21. Juni 2002.

 

Marcel Roskopf
Marcel Roskopf

 

Chronologie:

1928

1955

 

1956/57

1958

1960

1964

 

1972

1990

 

1991

 

1993

2000

 

2001

 

Geburt von Marcel Roskopf

Grundsteinlegung zur Firma Roskopf Miniaturmodelle Marcel Roskopf in Berlin Schmargendorf, alleiniger Geschäftsinhaber Marcel Roskopf

Neue Geschäftsadresse in Berlin Zehlendorf

Umzug in neue Geschäftsräume in Traunreut, der Sitz der Firma bleibt noch in Berlin

13. Oktober - Sitz der Firma wird nach Traunreut verlegt

Umzug nach Traunstein-Haslach in das neue Einfamilienhaus mit integrierten Geschäftsräumen, der Sitz der Firma bleibt aber noch in Traunreut

6. Juli - Sitz der Firma wird von Traunreut nach Haslach verlegt

Entscheidung, die Firma aus gesundheitlichen Gründen zu verkaufen

26. November - Gesellschaftsvertrag für die neue GmbH wird abgeschlossen

2. Januar - Gründung der Roskopf Miniaturmodelle GmbH mit Sitz in Traunstein  1)

24. Januar - Firma Roskopf Miniaturmodelle Marcel Roskopf wird gelöscht

16. März - Sitz der Roskopf Miniaturmodelle GmbH wird nach Berlin verlegt  2)

26. Juli - Neufassung des Gesellschaftsvertrags mit Namensänderung der Firma

12. Oktober - Sitz der Gesellschaft wird nach Hilchenbach verlegt  3)

6. März - Sitz der Gesellschaft wird nach Lüdenscheid verlegt  4)


1)

GmbH mit Gesellschaftsvertrag vom 26.11.1990 mit einem Stammkapital von DM 100'000.-; Gesellschafter sind Sieper Hartmut, Sieper Volker und Sieper Wieland. Die drei Gesellschafter / Geschäftsführer sind befugt, die Gesellschaft einzeln uneingeschränkt zu vertreten.

Gegenstand des Unternehmens: Herstellung und Vertrieb von Miniaturmodellen und industriellen naturgetreuen Modellfahrzeugen sowie die Be- und Verarbeitung von Metallen, Kunststoffen und Holz aller Art und der Handel mit solchen Erzeugnissen.

 

2)

Durch Beschluss der Gesellschaftsversammlung vom 7.12.1992 wird der Sitz der Gesellschaft von Traunstein nach Berlin verlegt. Der Gegenstand des Unternehmens und die Gesellschafter bleiben gleich.

 

3)

Durch Beschluss der Gesellschaftsversammlung vom 26.07.2000 wird der Sitz von Berlin nach Hilchenbach verlegt, der Gesellschaftsvertrag vom 26.11.1990 wird geändert und die Firma Roskopf Miniaturmodelle GmbH wird in die Sieper Holding GmbH überführt. Die Gesellschafter bleiben die gleichen, aber der Gegenstand des Unternehmens wird geändert. Die Roskopf-Modelle verschwinden endgültig (bis 1999 waren noch Modelle der Nostalgie-Serie im Programm von Wiking). Für die Sieper Holding GmbH wird als neuen Gegenstand des Unternehmens nun die Verwaltung ihrer Beteiligungen im In- und Ausland aufgeführt.

 

4)

Der Sitz der Firma wird mit Gesellschaftsbeschluss vom 19.01.2001 von Hilchenbach nach Lüdenscheid verlegt. Die Gesellschafter und der Gegenstand des Unternehmens bleiben gleich und es gilt immer noch der, wenn auch mehrmals abgeänderte Gesellschaftsvertrag vom 26.11.1990. Am 11.03.2002 wird das bisherige Stammkapital von 100'000.- DM umgestellt und erhöht auf 51'200.00 Euro. Am 22.08.2002 wird an der Gesellschaftsversammlung beschlossen, das Stammkapital auf 128'000.00 Euro zu erhöhen. Im März 2004 scheiden Hartmut Sieper und Wieland Sieper als Geschäftsführer aus.